Medizin-Geschichten

Die Heilpflanze des Monats März 2015
Kurioses, Bizarres, Interessantes

Folge 35: Borretsch (Borago officinalis)

Der Winter ist vorbei. Die Wintermelancholie lässt nach. Mit dem Frühling und den ersten wärmenden Sonnentagen leben die Geister wieder auf. Daran haben auch kleine blaue Sterne, die aus einem Kranz großer, rauer Blätter ragen, einen Anteil: Borretsch-Blüten. Bei uns blüht das Kraut etwas später, in seiner Heimat, der Mittelmeerregion, leuchten die blauen Sterne bereits und machen die Menschen fröhlich.

Blausternchen oder Blauhimmelsstern: Die blauen Blüten des Borretschs haben zu einigen romantischen Namen geführt. Die Blüten sind übrigens essbar und werden sogar kandiert.

Denn das haben die Römer dieser Pflanze nachgesagt. Plinius, ein Historiker aus dem ersten Jahrhundert n.Ch.,  nannte Borretsch die Pflanze des Glücks und des Mutes. Er schrieb sogar: „Ich, Borretsch, bringe immer Freude.“

Weshalb ausgerechnet der Borretsch fröhlich machen soll, ist nicht ganz klar. Das Kraut hat allerdings eine sedative und antidepressive Wirkung, aber nur gering ausgeprägt.
Die Einstellung zu der Pflanze hat sich auch nach der Antike gehalten. Im Mittelalter glaubte man, Borretsch vertreibe die Traurigkeit und alle trüben Gedanken. Außerdem sollte er die Lust auf Sex fördern. Noch Ende des 16. Jahrhunderts schrieb der englische Botaniker John Gerard: „Vieles kann man mit der Pflanze machen, was das Herz erleichtert, die Sorgen vertreibt und den Geist erhebt. Die Blätter des Borretsch, im Wein zu sich genommen, machen Männer und Frauen froh und glücklich, vertreiben Trauer, Langeweile und Melancholie.“ Was für eine Pflanze! Genau, was man im Frühling braucht.

Die Überzeugung, dass Borretsch fröhlich macht, zeigt sich natürlich auch in volkstümlichen Namen wie Herzfreund, Wohlgemut oder Wohlgemutsblume.

Woher allerdings der eigentümliche Name Borretsch kommt, ist unklar. Die einen sagen, er stamme von Arabischen „abu r-rach“, „Vater des Schweißes“. Das wird damit erklärt, dass Borretsch schweißtreibend wirke. Andere gehen davon aus, dass sich der Name vom Lateinischen „burra“, „ein Flöckchen Wolle“, ableitet und sich auf die behaarten Blätter bezieht. Oder vielleicht haben ja die Recht, die meinen, es gehe auf eine Verfälschung des Lateinischen Wortes „corago“ zurück – von „cor“, Herz, und „ago“, „ich bringe“. Und schließlich wird auch eine keltische Erklärung bemüht, nämlich das Wort „barrach“, „ein Mann des Mutes“. Genau ist die Namensherkunft nicht auszumachen. Egal, freuen wir uns einfach an so schönen Namen wie Blausternchen, Liebäugelchen oder eben Wohlgemutsblume.

Quellen:
u.a. Gerhard Madaus: „Bioheilmittel, „Dumonts große Kräuter-Enzyklopädie“  und verschiedene Internetseiten

Ursula Armstrong | Redaktion | Sperberweg 2 | D-82152 Krailling | Telefon: +49 (0) 163 / 313 21 10 | e-mail: mail@uschi-armstrong.de | www.redaktion-armstrong.de

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Borretsch

Borretsch wird auch als Salat- und Gewürzpflanze verwendet. Das hat zum Namen Gurkenkraut geführt. Die Blätter haben einen gurkenartigen Geschmack. In Italien werden junge Blätter auch wie Spinat gekocht. Borretschblätter sind außerdem Bestandteil der Frankfurter „Grünen Soße“. . Foto: Armstrong